Lemgoer Modell

Wohnen im vertrauten Quartier mit Versorgungssicherheit ohne Betreuungspauschale

Die eigene Wohnung gewinnt im Alter zunehmend an Bedeutung. Der Wunsch, in der gewohnten Häuslichkeit zu bleiben, nimmt mit steigender Hilfsbedürftigkeit zu. Da es aber oft an einem geeigneten pflegefreundlichen Umfeld in der direkten Nachbarschaft fehlt, kann schon ein geringer Hilfebedarf von betagten Menschen zum Umzug in ein Betreutes Wohnen oder sogar zu einem dauerhaften Heimaufenthalt führen. In der Regel befinden sich diese Einrichtungen aber nicht in ihrer gewohnten Nachbarschaft. Die Menschen verlieren beim Fortziehen ihre sozialen Kontakte, die sie in der Regel über Jahrzehnte aufgebaut haben.

Damit es soweit gar nicht erst kommt, hat die Wohnbau Lemgo Quartierskonzepte mit jeweils einem zentralen Nachbarschaftszentrum für ihre Siedlungen entwickelt, die den Mitgliedern auch bei Pflegebedarf ein möglichst langes und weitgehend selbstständiges Wohnen in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Leider mussten die drei Lemgoer Nachbarschaftszentren Spiegelberg 43, Schillerstraße 43 und Geschwister-Scholl-Straße 23 im Herbt 2023 in der bisherigen Form vom Kooperationspartner Freie Altenhilfe aufgegeben werden. Für die drei Häuser wird aktuell nach einer neuen Nutzung gesucht.

Aber was ist eigentlich ein Nachbarschaftszentrum? Und warum kann dadurch ein Wegziehen von betagten Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung verhindert werden?

Stellen Sie sich doch einfach einmal eine kleine Siedlung mit zehn Mehrfamilienhäusern aus den 50-er Jahren vor. In den Wohnungen leben eine große Anzahl von allein stehenden Menschen (vor allem Frauen) im Alter zwischen 65 und 85 Jahren. Im Rahmen der gesamten Modernisierung des Quartiers bauen wir eines der zehn Siedlungshäuser zu einem Nachbarschaftszentrum um. Dieses Wohngemeinschaftshaus wird 24 Stunden von einem ambulanten Dienst betrieben und bietet damit den restlichen Bewohnern der neun umliegenden Häuser rund um die Uhr Versorgungssicherheit, ohne dafür einen Cent bezahlen zu müssen. Ambulante Pflege, kleine Hilfen, Notrufe oder Mittagessen können dann buchstäblich aus dem Nachbarschaftszentrum von nebenan bezogen werden. Und nur beim tatsächlichen Abruf solcher Leistungen fallen Kosten für die Bewohner an. Zusammen mit den individuell durchgeführten Wohnraumanpassungen können die Bewohner auch mit einem höheren Grad an Hilfebedürftigkeit in ihren eigenen Wohnungen bleiben.

Aber was passiert, wenn eine Pflege in den eigenen vier Wänden nicht mehr möglich ist?

Das Nachbarschaftszentrum wird in enger Absprache mit ambulanten Diensten auf die Bedürfnisse älterer und hilfsbedürftiger Menschen baulich angepasst. Die Badezimmer werden so weit wie möglich behindertengerecht angepasst. Sie verfügen über bodengleiche Duschen, erhöhte Toiletten, rollstuhlunterfahrbare Waschplätze und absenkbare Spiegel. Das Erdgeschoss ist über eine Rampe komplett barrierefrei zu erreichen. Dadurch bietet das Haus in der Regel 7 bis 8 pflegebedürftigen Menschen, die eine umfassende Versorgung benötigen, eine echte Alternative zur klassischen Heimunterbringung. Die Menschen müssen zwar aus ihren Wohnungen ausziehen, aber nicht die vertraute Nachbarschaft verlassen. Dadurch verliert der Umzug für die Pflegebedürftigen viel an Schrecken.

An der Landwehr 8, Bad Salzuflen

Und was bietet das Nachbarschaftszentrum noch?

Gerade in Zeiten, wo jeder sich selber oft der Nächste ist, möchte die Wohnbau Lemgo diesem Trend aktiv entgegensteuern. So soll in den Siedlungen der soziale und nachbarschaftliche Zusammenhalt zwischen den Mietern durch einen Treffpunkt gefördert werden. Die in den Nachbarschaftszentren vorhandenen Gemeinschafträume samt Küche und Gäste-WC bieten Raum für vielseitige Aktivitäten der Mitglieder. Dort finden kleine Feiern, Jahreszeitenfeste, Informations- und Beratungsangebote usw. statt. Was genau angeboten und auch durchgeführt wird, hängt aber auch stark von den Interessen und Bedürfnissen der Menschen im Siedlungsgebiet vor Ort ab. Eigeninitiative und Ehrenamt werden gerne aufgenommen. Die Koordination übernimmt hierfür der soziale Dienst, der im jeweiligen Nachbarschaftszentrum tätig ist. Abgerundet wird das Angebot durch Gästewohnungen, die die Genossenschaftsmitglieder für Freunde oder Verwandte kostengünstig buchen können.

Weitere Informationen zu den einzelnen Projekten und die jeweiligen Ansprechpartner finden Sie hier in unserer Broschüre zum Lemgoer Modell

Unsere Partner im Lemgoer Modell:
www.freie-altenhilfe.dewww.diakonie-bs.de / www.sad-lippe.de

Wohnbau Magazin
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